Ich finde einen Eintrag vom 3. April 2001, 00:07 Uhr im Forum „Die höflichen Paparazzi“ und bin mir nicht sicher ihn in den Diarien schon einmal notiert zu haben:: „Thorsten Gundelach war ein sehr begabter Theaterschriftsteller, den ich Mitte der 80er Jahre in Göttingen kennenlernte, wo er mit vollkommenen Laienschauspielern ein Stück von Tabori ('Weismmann & Rotgesicht) inszenierte und in einer drittklassigen Galerie aufführen liess. Später traf ich ihn dann in Berlin wieder, wo er oft mit meinem Freund Reinhard Moeller zusammen war und Pläne schmiedeten, die aber nie realisiert wurden. Thorsten umgab etwas unglaublich Leichtes und Feines und blieb völlig unberührt von den damaligen Künstler- und Literatenszenen der 80er Jahre. Ihre separatistischen Bemühungen, Cliquenbildungen und Identitätskrisen betrachtete er nur mit einer beiläufigen Ironie. Leider entwickelte er während seines Aufenthaltes in Berlin eine Art Grössenwahn, da er meinte, nur die grossen Theater könnten seine Stücke spielen. Diese Leute waren nicht bereit, darauf einzugehen, was für ihn zum Anlass wurde, Verschwörungstheorien zu produzieren, die gefördert durch einen intensiven Drogenkonsum, immer heftiger wurden. Vielleicht beschimpfte er diese Leute auch oder versuchte sie zu verhexen - jedenfalls begannen Regisseure und Schauspielercliquen ihn zu hassen. Auf dem Gipfel seiner Paranoia floh er nach Holzminden, zündete das Haus seines Grossvaters an und wurde in die Psychiatrie eingewiesen. Er sagte mir einmal, dass er dort hingegangen sei, weil er die Hoffnung hatte, dort wirkliche Genies zu treffen, roman-tische Dichter und Künstler. Natürlich wurde er enttäuscht. (Sicher sind solche Erwartungen naiv; der Wunsch, welcher dahinter steht, ist es aber nicht). Einmal äusserte er den Wunsch, Menschen mit Pfeil und Bogen zu jagen, weil er diese Instrumente zum Töten sehr elegant fand. Es ist noch nicht sehr lange her, als mir jemand mitteilte, dass Thorsten Gundelach Ende der 80er Jahre im Winter in den Rhein ging, um darin zu ertrinken. Niemand kennt ihn mehr oder wird sich an eine damalige zufällige Begegnung erinnern. Ich glaube, dass es zu dieser Person nicht einmal in der Google- oder Lycos-Suchmaschine Angaben gibt.“
rm war seinerzeit (Anfang bis Mitte der 1980er Jahre) mit Thorsten Gundelach befreundet.
I find an entry from April 3, 2001, 00:07 in the forum “The polite paparazzi” and I'm not sure I've noted it in the diaries before:: “Thorsten Gundelach was a very gifted playwright whom I met in Göttingen in the mid-80s, where he staged a play by Tabori ('Weismmann & Rotgesicht) with consummate amateur actors and had it performed in a third-rate gallery. Later I met him again in Berlin, where he was often together with my friend Reinhard Moeller and made plans that were never realized. Thorsten was surrounded by something incredibly light and refined and remained completely untouched by the artist and literary scenes of the 80s. He only regarded their separatist efforts, clique formations and identity crises with casual irony. Unfortunately, he developed a kind of megalomania during his stay in Berlin, as he believed that only the big theaters could perform his plays. These people were not prepared to listen, which became an opportunity for him to produce conspiracy theories, which became more and more violent due to his intensive drug consumption. Perhaps he also insulted these people or tried to cast spells on them - in any case, directors and actor cliques began to hate him. At the height of his paranoia, he fled to Holzminden, set fire to his grandfather's house and was committed to a psychiatric ward. He once told me that he went there because he hoped to meet real geniuses, romantic poets and artists. Of course he was disappointed. (Such expectations are certainly naïve, but the desire behind them is not). He once expressed the wish to hunt people with a bow and arrow because he found these instruments for killing very elegant. It wasn't very long ago that someone told me that Thorsten Gundelach went into the Rhine in winter at the end of the 1980s to drown. Nobody knows him anymore or will remember a chance encounter back then. I don't think there is even any information about this person in the Google or Lycos search engine.”
rm was friends with Thorsten Gundelach at the time (early to mid-1980s).